Wie viele werden Sie entlassen oder die Aufgabe des Beraters in der Instandhaltung?
Bei einem Kunden auf dem Weg zur Kantine wurde ich von einem unbeteiligten Abteilungsleiter recht böse angesprochen: „Wie viele Mitarbeiter werden denn dieses Mal aus der Instandhaltung raus geschmissen? Wir haben doch jetzt schon nicht mehr genug Leute.“
Ich kann diesen Mitarbeiter verstehen. Trotzdem ist es immer wieder schwer zu erklären, dass nicht der einzelne Mitarbeiter infrage gestellt wird, sondern Wege gesucht werden, um die Effektivität der Maschine zu steigern.
Es gibt inzwischen Untersuchungen die belegen, dass das Betriebsergebnis eines produzierenden Unternehmens zu 60% von einer funktionierenden Instandhaltung beeinflusst wird.
Es fehlen Mitarbeiter
In der Instandhaltung herrscht dramatischer Facharbeiter-Mangel, soweit das Auge reicht.
In diesem Unternehmen hatte man vor einigen Jahren mehrere Instandhalter entlassen, nach dem eine neue Maschine angeschafft wurde.
Die Argumentation damals war: „Jetzt ist die alte Maschine raus, jetzt benötigen wir weniger Instandhaltung“. Heute bereut man das bitter. Diese Mitarbeiter würden heute dringend benötigt.
Grundsätzlich gibt es immer 2 Sichtweisen auf einen Mitarbeiter.
- Der Mitarbeiter ist eine „Kostenstelle“ und kostet somit nur
- Der Mitarbeiter liefert einen „Mehrwert“. Es besteht die Möglichkeit mit ihm mehr Umsatz zu generieren. (Google-Prinzip)
Diese Sichtweise auf die Mitarbeiter beeinflusst leider auch die Sicht auf die Instandhaltung.
«Die Frage ist nicht, was uns die Instandhaltung kostet, sondern was uns die Instandhaltung (er)spart...» sagt Thomas Steinmann, Process Owner Preventive Maintenance (PM) von der Ronal-Group
In den meisten Unternehmen, die ich in den letzten Jahren betreut habe, gab es überwiegend einen Mangel an Maschinenbedienern sowie Instandhaltern. Zusätzlich „sterben“ erfahrenen Instandhalter mit einer sehr hohen Fehler-Findungs-Kompetenz aus. Die Jungen kommen leider nicht schnell genug nach. Ebenso sind erfahrene Instandhalter mit dem Schwerpunkt Automatisierung (SPS/PLC) schwer zu finden.
Durch die „Geiz ist Geil“ Mentalität wurden in vielen Betrieben an der falschen Stelle gespart. Üblich war es das Instandhaltungsleiter einen Bonus erhielten, wenn das IH-Budget gekürzt werden konnte. Einsparungen an Personalkosten waren sehr beliebt.
Inzwischen hat man erkannt, dass die Laufzeiten der Maschinen viel wichtiger ist.
Die Maschine ist die Umsatz-Quelle.
- Maschine läuft = Umsatz sprudelt
- Maschine steht = Kein Umsatz
Mangelhafte Instandhaltung = viele Maschinen-Stillstände = Hohe Umsatzausfälle oder erhöhte Maschinenreparaturen
Die Maschinen sind komplexer geworden.
Die Aufgaben der Maschinen sind komplexer geworden. Es wird deutlich mehr Know-How benötigt als in der Vergangenheit.
Zuletzt habe ich ein Maschinenbau-Unternehmen betreut. Die PLC-Steuerung der Maschine beinhaltete 5 Software-Komponenten (KUP, AWL, Graph7, SCL, Safety), dazu kam eine 840D Steuerung sowie die frequenzgesteuerten Antriebe.
Die Bedienungsanleitungen dieser 7 genannten Komponenten umfassen mehrere tausend Seiten, ich wiederhole MEHRERE TAUSEND SEITEN nur für einen Teil der Elektrik.
Und wir haben noch nicht alle Komponenten genannt. Da kommen mechanische dazu. Und zu guter Letzt ist dann da noch der eigentliche Bearbeitungs-Prozess der in der Regel auch hochkomplex ist.
Vor vielen Jahren hatte ich als Instandhalter einen Maschinenpark betreut. Meine Nachschlagewerke waren die technischen Handbücher der Maschinen bzw. der Anlagen. Internet gab es nicht, Laptop/PC auch nicht. Ab und zu war auch mal ein Service-Techniker eines Maschinenherstellers zu Besuch. Der wurde dann ausgequetscht. Es waren kleine „Götter“, die alles wussten.
Der Instandhalter war ein Allrounder. Damals hat es gereicht, aber aus heutiger Sicht betrachtet, reicht es schon lange nicht mehr.
In der heutigen Zeit brauchen die Instandhaltungs-Abteilungen Spezialisten, die im Ernstfall in einem Team zusammen arbeiten müssen.
Die Ausbildung reicht heute schon lange nicht mehr aus. Sie ist nur der Anfang für lebenslanges Lernen.
Die Aufgabe des Beraters
Fassen wir mal zusammen: Es gibt weniger geeignete Mitarbeiter auf dem Markt und die Maschinen sind komplexer geworden.
Die erste Aufgabe für den heutigen Berater in der Instandhaltung besteht also darin mit den knapper gewordenen Ressourcen die Produktivität der Maschinen in vernünftige Bahnen zu lenken. Weg von der Feuerwehr-Mentalität, die in vielen IH-Abteilungen den Alltag bestimmen.
Wo setzt man an, welche Methodik macht bei dem jeweiligen Unternehmen Sinn.
Die Erfahrung der Menschen an den Maschinen ist dabei elementar wichtig. Sie bieten die Basis für die Optimierung. Oft wissen sie genau, wo angesetzt werden muss.
Zitat eines Betriebsrates „Herr Schulte, das was wir der Betriebsleitung schon seit mehr als 10 Jahren erzählen, haben sie geschafft auf einer DIN-A Seite darzustellen. Chapeau!“